Bis zu einem Jahr Wartezeiten für Mütter und Frauen auf einen Klinikplatz
Steigenden Anfragen bei gleichzeitigem Rückgang der Beratungsstellen
Die Herausforderung sind vielfältig, zugleich komplex: So nimmt die psychische Belastung der Frauen, Mütter und Kinder stetig zu. „Deswegen steigen die Anforderungen und Bedarfe bei einem Klinikaufenthalt, das wiederum zu Mehrbelastung des Personals führt, und zwar in Zeiten von Fachkraftmangel“, erklärte Klinikleiterin Andrea Twardella. Erschwerend käme die mangelnde wie sichere Refinanzierung der Präventions- und Rehabilitationsangebote hinzu. So wurden beim Treffen mit Schirmherrin Tanja Raab-Rhein auch Erfahrungen mit den Krankenkassen in den Tagessatzverhandlungen sowie die aktuellen Belegungs- und Buchungszahlen in den hessischen Kliniken diskutiert. Eine Vertreterin der Beratungsstelle berichtete über das Beratungsangebot und die steigenden Anfragen bei gleichzeitigem Rückgang der Beratungsstellen.
Wichtiger Schritt: pflegende Angehörige stärken
Ulrich Fliege-Sölken, Fachbereichsleitung Mutter-Kind-Kliniken beim Caritasverband Brilon, informierte über die Planungen eines möglichen Klinikneubaus für Talitha, um die Bettenkapazität aufgrund der steigenden Bedarfe zu erhöhen. „Ziel ist es, unser therapeutisches Angebot um die Aufnahme von pflegenden Angehörigen zu erweitern“, sagte Ulrich Fliege-Sölken. Allerdings seien aktuell die Rahmenbedingungen mit Blick auf Inflation und weiterer Krisengemenge in der Welt sehr unsicher, um solche Großprojekte finanzierbar, zeitnah und nach Plan umzusetzen. „Obwohl es ein wichtiger wie richtiger Schritt wäre, um im Zuge unserer immer älter werdenden Gesellschaft die pflegenden Angehörigen zu stärken“, betonte Klinikleiterin Andrea Twardella. Eine Notwendigkeit, die sich bereits heute abzeichnet.
Bestreben: Familiäre Care-Potential langfristig stützen und erhalten
In Trägerschaft des Caritasverbandes Brilon liegt neben Talitha auch die Klinik St. Ursula in Winterberg. Beide Kliniken verzeichnen einen deutlich steigenden Bedarf sowohl im Bereich der Mutter-Kind-Maßnahmen als auch in der wachsenden Gruppe der pflegenden Angehörigen. „Dies zeigt sich unter anderem daran, dass sich die Nachfrage massiv erhöht hat und die Wartezeiten für einen Platz in einer Klinik mittlerweile auf 9 bis 12 Monate angestiegen sind. Diese Misere kann nur durch eine Aufstockung der Plätze entgegengewirkt werden, um das Ziel stabiler Erziehungs- und Pflegestrukturen in den Familien langfristig und nachhaltig zu sichern und somit das sogenannte ‚Familiäre Care-Potential‘ langfristig zu stützen und zu erhalten“, betonte Fachbereichsleiter Ulrich Fliege-Sölken. Dieses Ziel könne keine Klinik oder ein Träger allein meistern. „Dieses Ziel und die daraus resultierenden Maßnahmen müssen als eine gesellschaftliche Aufgabe gesehen werden, die nach unserer Auffassung nur im Zusammenwirken von Politik, Kostenträgern, Kirche und Klinikträgern zu lösen ist. Wir als erfahrene Träger haben großes Interesse und Bereitschaft, unseren Anteil an dieser Aufgabe zu erfüllen“, betonte Ulrich Fliege-Sölken.
Lobbyarbeit für Frauen: Schirmherrin Tanja Raab-Rhein
Schirmherrin Tanja Raab-Rhein versteht sich als Unterstützerin der drei hessischen Kliniken und Beratungsstellen im Müttergenesungswerk und setzt sich aktiv für Lobbyarbeit ein. Dafür nutzt sie ihre Netzwerke, um die Themen der Müttergenesung auf unterschiedlichen politischen Ebenen zu platzieren. Am Ende ihres Besuchs überreichte Tanja Raab-Rhein eine Spende aus den Sondermitteln des Ministerpräsidenten in Höhe von 500 Euro.